Von Ehrenvertrauensmann Egon Schneider.
Bei der Frauentracht gibt es drei Ausführungen:
Alte Trachtenform
Neuere Trachtenform
Arbeitstracht
Die „Alte Trachtenform“ wurde getragen bis etwa zum Ersten Weltkrieg. Zu dieser Form gehört der schwere, blaue oder schwarze „Duachrock“, der in der Taille zu zahllosen Stehfältchen zusammengefasst ist. Den Rocksaum schmückt eine rote „B’lege“. Der eingearbeitete Rocksack musste so groß sein, dass ein Gesangbuch und sieben „Wadelbiera“ darin untergebracht werden konnten. Unter dem „Rock“ wurde ein grüner „Unterrock“ getragen, der ebenfalls mit einer „B’lege“ ausgestattet war. Über dem „Rock“ wurde stets ein „Schurz“ getragen, zur Festtracht den weißen mit den farbigen „Schurzbändeln“ aus Seide, sonst ein blauseidener. Das wattierte „Stoffleible oder ’s Mieder“, außen nicht sichtbar gesteppt, zeigt auf der Vorderseite, links und rechts, den zierenden Ösenschmuck und am Halsausschnitt das trachtentypische Moireeband. Mit den spreugefüllten „Beuschtle“ am unteren „Leiblesrand“ wird der Rock festgehalten. Das sehr lange, leinene „Hemad“ ist mit feingefältelten und bestickten Bauschärmeln gut sichtbar ausgestattet. Deshalb gab es auch die sogenannten „Bscheißer“. Das war ein Frauenhemd mit feinen Ärmeln, die an einen Leibteil aus grobem Stoff angenäht war. So konnte gespart werden, denn man konnte ja unverdeckt nur die feinen Ärmel sehen. Vom buntseidenen „Schulterduach“, das lose unter dem „Leible“ über die Schulter gelegt ist, sieht man nur die Fransen, über den Hemdsärmeln herausschauen. Als Jacke wurde in der kalten Jahreszeit der sogenannte schwarztüchene „Ärmel“, ein sehr enges, boleroartiges Kurzjäckle, mit sehr langen Ärmeln getragen. An Festtagen trug man weiße Strümpfe mit seitlichem Ziermuster, sonst schwarze oder blaue. Ein bunt besticktes „Strumpfband“ mit kunstvoll gearbeiteter Messingschließe hält die Strümpfe unter dem Knie fest. Die schwarzen Schuhe aus Leder, oder auch aus Stoff und Leder kombiniert, wurden „Toffla oder Töffele“, von Pantoffeln kommend, genannt. Früher war das Haar in Zöpfe geflochten mit einer „Haarschnur“ = schwarzen „Zopfbändeln“, oder auch sogenannte rote „Zottelzöpfe“, = mit roten Wollfäden durchflochten. Das „Häuble“, ( ein Bändel-, Backen- oder Spitzhäuble ) ist eine zierende Kopfbedeckung, auf der Rückseite mit einem kleinen roten oder grünen, bei Festen oder bei Trauer einem weißen Blümchen geschmückt. Es wird mit zwei breiten Bändern unter dem Kinn festgebunden, während die zwei hinteren Bändel lose über den Rücken hängen. Das Festtagshäuble ist mit dem „Haubenkranz“, einem Geflecht aus farbigen Stoffblümchen und bunten Glaskügelchen, sich ständig bewegenden Zitterle = Drahtspiralen, Perlen und Pailetten, sehr dekorativ ausgestattet. Dieser „Haubenkranz“ wurde früher nur von den ledigen Mädchen, oder der Braut bei der Hochzeit getragen, wenn sie sich keine Schappel leisten oder ausborgen konnte. Die breite, halsenge „Kropfkette“ aus Granatperlen mit zwei Messingschließen hinten oder auch dem „Filzschlößle“, ist der Halsschmuck. Ein weiterer Zubehör ist das „Krättle“, ein braunes oder schwarzes „Flechtkörble“ mit in der Mitte aufklappbarem Deckel und Lederhenkeln.
Die neuere Frauentracht,
etwa ab dem Jahr 1900 getragen, besteht aus dem wesentlich bequemeren, einteiligen „Leiblesrock“, also Rock und Leible zusammengenäht. Das „Leible“ ist nun aus schwarzbedrucktem oder blümchenbesticktem Samt. Über dem grünen „Unterrock“ gibt es nun, neben dem schwarzen „Festtagsrock“, den lila-dunkelblau karierten „Rock“. Darüber wurde zu Trauer und Abendmahl der schwarze „Seidenschurz“, an normalen Sonntagen der dunkelgeblümte und gestreifte Schurz getragen. Die farbigen „Schurzbändel“ der alten Trachtenform sowie das gefranste „Schultertuch“ fehlen jetzt, dafür wurde ein kleineres „Seidenhalstüchle“ um den Hals geknotet. Der aus Granatperlen bestehende Halsschmuck, die „Kropfkette“, wurde nun länger, mit einer vorne liegenden, sehr dekorativen Schließe aus Schaumgold. Dieses Schmuckstück wird „Nuster“ genannt, abgeleitet vom „Rosenkranz“ oder mundartlich „Betnuster“ sowie auch die „Päterle“ von den „Perlen“. Zu der neueren Trachtenform gehörte nun auch eine wesentlich bequemere, längere “ Tuchjacke“. Um das Handgelenk wurde jetzt auch perlenbestickte „Schlupfer“ in verschiedenen Farben getragen. Neben dem bereits vorgestellten „Häuble“ kam in den 30er Jahren immer mehr das kunstvoll gestrickte, wesentlich bequemere und wärmere, „Kopftuch“ mit dem kunstgestrickten „Käpple“ obendrauf, in Mode. Dazu kam eine „schwarze Samttasche“ mit runden Metallhenkeln.
Die „Schafftracht“ :
Diese Arbeitskleidung musste vor allem bequem und robust sein.Der Arbeitsrock war aus dem meist selbstgewebten, groben, widerstandsfähigen „Wifling“. Diese dauerhafte und zähe Stoffart war schon vor dem dreißigjährigen Krieg in Gebrauch und führte zu auch zu der Redewendung:
„Dau bischt zäh wia an alta Wifling“.
Das „Werktags“ oder „Schaffhemad“, aus Leinenstoff, hat keine „Bauschärmel“, sondern praktischere, engere Ärmel. An kalten Tagen wurde darüber der leinene „Ärmel“ = Jacke getragen. An Werktagen und auf dem „Feld“ war die Kopfbedeckung das „Rote Kopftuch“. Die Arbeitsschuhe waren knöchelhohe „Leaderstiefele“ oder geschnürte „Halbschuah“ die beide, wegen der Abnützung genagelt und mit „Eisele“ versehen waren.
Links die neuere Form, rechts zwei Trachten in älterer Form